grow.upp – Raumkonzept für den Kindergarten

wissenschaftliche Grundlage

… bieten Geborgenheit und Anregung zugleich

Kinder müssen sich in ihrer Umgebung wohlfühlen, um sich gesund zu entwickeln, Neues zu lernen und den Mut zu fi nden, auch einmal schwierige Dinge auszuprobieren. Kindgerechte Räume sollten daher so eingerichtet sein, dass Kinder Geborgenheit erfahren und gleichzeitig Anregungen für ihre weitere Entwicklung fi nden. Diese scheinbar widersprüchlichen Anforderungen an die Raumgestaltung lassen sich am besten dadurch erfüllen, dass man sich an der natürlichen Umwelt orientiert.

Naturnahe Einrichtungskonzepte

Menschen – egal, ob jung oder alt – haben eine angeborene Präferenz für natürliche Umgebungsaspekte: „Natürliche und naturnahe Komponenten von Raum und Architektur schonen kognitive und emotionale Ressourcen der Kinder und Erwachsenen. Solche Komponenten sind der Einfall von Tageslicht, Grünflächen, Pflanzen in den Räumen und am Gebäude. Bei der Gestaltung der Inneneinrichtung können natürliche Materialien wie Holz oder entsprechende Farbgestaltung und eine Aufteilung des Raums in offene, übersichtliche Bereiche und geschützte Rückzugszonen Ressourcen schonen. Die entlastende Wirkung solcher Maßnahmen wird von Kindern und Erwachsenen subjektiv als entspannend wahrgenommen. Sie lässt sich sogar in Form physiologischer Parameter nachweisen.*

Ein sicherer Rückzugsort bietet die beste Basis dafür, dass Kinder ihre natürliche Neugierde und Entdeckerfreude ausleben können. Personen wie die Eltern und Bezugserzieher/-innen bieten einen solchen „sicheren Ort“. Ebenso vermitteln auch farblich entsprechend gestaltete Rückzugsräume und Kuschelecken emotionale Sicherheit. Das ist insbesondere bei jüngeren Kindern wichtig, die gerade erst lernen, ihre Emotionen, z.B. Unsicherheit und Frustration selbst zu regulieren. Hier können gut gestaltete Räume den Lernprozess und das Selbstständig-Werden unterstützen, ohne dass die Kinder dabei emotional überfordert werden. Wer einen sicheren Ort hat, an den er jederzeit zurückkehren kann, der kann sich auch einmal herauswagen und sich neuen Herausforderungen stellen. Während bei jüngeren Kindern Vertrautheit und „Kuscheligkeit“ wichtige Komponenten für das Gefühl der Geborgenheit darstellen, werden bei älteren Kindern zunehmend Aspekte wie Ordnung und Übersichtlichkeit bedeutsam.** Da Kinder sich unterschiedlich schnell entwickeln und je nach Tagesform und an sie gestellten Anforderungen mal mehr und mal weniger Geborgenheit brauchen, ist es klug, für Kinder jeden Alters kuschelige Rückzugsmöglichkeiten und gleichzeitig gut strukturierte Spiel-, Lern- und Erlebnisbereiche bereitzustellen.

Transferzentrum für Neurowissenschaften und LernenDr. Petra Arndt
Projektleitung „Bildungshaus 3 – 10“
ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen
Universität Ulm

* (Aus: Arndt, P. A. (2012). Gehirn, kognitive Beanspruchung und Ko-Konstruktion:
Lernräume ressourcenorientiert gestalten. Die Grundschulzeitschrift, 225.256, 66-69.)

** (Arndt, P. A. (2012). Design of Learning Spaces: Emotional and Cognitive Effects of Learning
Environments in Relation to Child Development. Mind, Brain, and Education, 6(1), 41-48.)